Argumente und Positionen zu beiden möglichen Standorten

AN DIE ZUKUNFT DENKEN

Für den Standort „Allianzhaus“

„Welches ist für Sie die wichtigste Erfindung aus Deutschland?“

Gutenbergs Buchdruck setzten alle Beteiligten ausnahmslos bei einer Umfrage des Goetheinstituts in 18 Ländern an erste Stelle. Dieser Wertung muss Mainz im Umgang mit dem großen Sohn und seinem Museum (GM) gerecht werden.

Als „Weltmuseum der Druckkunst“ im 21. Jh. soll das GM umfassend dokumentieren, was diese Erfindung einzigartig macht, welche Werke und entscheidenden Entwicklungen in ästhetischen, gesellschaftlichen und technologischen Bereichen dadurch möglich wurden – und weiterhin entstehen. Weltweit.

Dafür benötigt das GM angemessenen Platz, sowie variable Räume für große Wechselausstellungen und nicht zuletzt für eine wissenschaftliche Bibliothek und ein kreatives Gastronomiekonzept.

Museen sind Orte der Forschung, aber verstehen sich heute auch als „dritte Orte“, „Orte des Verweilens“ und als Orte der Begegnung und des gesellschaftlichen Diskurses.

Nur am Allianzhaus ist die benötigte Fläche derzeit denkbar – auch für zukünftige Entwicklungen! (Der Schellbau musste bereits nach einer Generation erweitert werden… Am Liebfrauenplatz reduziert sich die mögliche Fläche um mindestens 7% des Szenographiekonzepts.)

Das Allianzhaus liegt 12 min vom Dom, neben Peterskirche, Schloss, Schlossgarten, Deutschhaus; mit Naturhistorischem Museum und Landesmuseum entstünde ein Museumsquartier. Die Verwaltung beabsichtigt, das gesamte Viertel aufzuwerten. Die Schiffsanleger werden angepasst. Die Cafés hier sind in normalen Zeiten voll.

Eine herausragende architektonische Lösung (ohne die Probleme der Nähe des Domes) mit einem attraktiven Ausstellungsprogramm würde den echten „Städtetourismus“ anziehen. Der beschworene „genius loci“ kann auf die gesamte Innenstadt übertragen werden. (Wer weiß genau, wo Gutenberg wohnte?)

Beim Allianzhaus könnte der Betrieb des GM bis zur Umzugsphase aufrecht erhalten bleiben (ohne langjährige Schließung, Probleme und unvorhersehbaren Kosten des Interims sowie die problematische Bauabwicklung eines Neubaus am Markt).

Angesichts der üblichen Dauer von Mittelbeschaffung, Vorbereitung, Wettbewerb und Planung bis zu einem Baubeginn erscheinen auch die Mitverträge bis 2025 als tragbar, falls keine Zwischenlösung zu finden ist. Besitzer ist die MAG, in der die Stadt 45% hält!

Die Museumsansiedlung wäre zusätzlich ein Impuls und eine Chance für die Belebung dieses Innenstadtbereichs, ein Zeichen dafür, was Mainz kann!

Pro Liebfrauenplatz

Das stärkste Argument für den Neubau des Gutenberg-Museums an seinem alten Standort ist ganz einfach: der Standort. Wir haben es bei unseren Einsätzen für den so genannten Bibelturm selbst erlebt: Für die Mainzer sind Dom, Markt und Liebfrauenplatz ihr Wohnzimmer, für Gäste aus der Region die Kernzone der City und für Touristen das pulsierende Herz der Stadt Mainz. Hier kreuzen sich die Achsen vom Hopfengarten nach St. Christoph und vom Fischtorplatz zum Schillerplatz. Niemand würde einen solchen Platz freiwillig räumen.

Wo sonst also sollte ein Museum für den größten Sohn der Stadt, für seine Erfindung und für die Präsentation all der technischen, ästhetischen, intellektuellen und gesellschaftlichen Wirkungen seinen Platz finden?

Die gesamte für einen Museumsbesuch erforderliche Logistik ist vorhanden, die Synergien mit Dom, Markt, Theater, Einzelhandel und Gastronomie sind enorm.

Fragt man das Museum selbst, kommt direkt und unisono die Antwort, am angestammten Platz bleiben zu wollen, ganz gleich, ob man Mitarbeitende fragt oder Ehrenamtliche oder die Leitung. Auch von den Mainzer Gästeführern hört man keine andere Antwort.

Kein Standort hat nur Vorzüge. Am Liebfrauenplatz sind die verfügbaren Flächen eingeschränkt. Doch ein modernes Museum lebt nicht zuerst vom Umfang der Dauerausstellung, sondern von zentralen Publikumsmagneten (Bibel und Werkstatt) und wechselnden, aktuellen Sonderausstellungen. Das breit geteilte Szenographiekonzept berücksichtigt dies schon.

Das Interim ist eine nicht leicht zu meisternde Herausforderung. Die Präsentation von Bibel und Werkstatt kann für die Übergangszeit anders gewährleistet werden; auch 2000 war das so. Andere Exponate können auf Reisen gehen und für Mainz und Gutenberg werben. Die Kosten wären verschmerzbar, denn die erwarteten Gesamtkosten inklusive Interim bleiben deutlich unter denen für einen Neubau am Allianzhaus.

Dass ein Museums-Quartier an der großen Bleiche Zugkraft gewinnt, darf man infrage stellen, und die notwendige städtebauliche Aufwertung der Verbindung zur Altstadt ist nur unter dem Prinzip sehr starker Hoffnung zu sehen. Für den alten Standort sind Bürgerproteste eher unwahrscheinlich, für das Umfeld von St. Peter nicht auszuschließen. Für das Allianz-Haus kann auch nicht gesichert werden, dass es eine zügige Planung und einen baldigen Baubeginn gibt: Eigentumsfrage, längere Vermietung an einen geschätzten Club, Denkmalschutz …

Lasst Gutenberg also weiter im Herzen der Stadt wohnen!